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Die Verbundwerkstoffe kommen von Composites One nahe Bristol. Die Glasfasergewebe werden von Vectorply in Phenix City im US-Staat Alabama geliefert. Der Corecell-Kern wird von Gurit im kanadischen Quebec produziert. Die Harze stammen von AOC Resins aus ihren Werken in Tennessee und Ontario. Broomfield & Son aus Rhode Island schließlich sorgt für die J/9-Kiele.
Keep it simple
Amerikaner sind meist praktisch veranlagt. Entsprechend einfach und unkompliziert soll auch das Segeln mit der J/9 sein. Einfach heißt: eine Pinne, eine Schot. Das kommt sportlichen Jollen- und Kielbootseglern entgegen. Jeff Johnstone fordert seine potenziellen Kunden auf, sich auf dem Wasser umzuschauen. „Sie werden feststellen, dass 80 Prozent der Segelboote mit nur einem Segel segeln.“ Nun ja, hier kann man durchaus geteilter Meinung sein. Einfacher ist es mit einem Groß in jedem Fall.
Der Segelplan der J/9 © Werft
Beim Testschlag © Billy Black
Und selbstbewusst konstatiert Johnstone nach den ersten Probeschlägen: „Der große Unterschied [gegenüber vergleichbaren Modellen] bei der J/9 ist, dass Sie mit einem Segel komfortabler und schneller segeln werden als die meisten anderen mit zwei Segeln.“ Und wenn man dann noch die Fock dazu nimmt, verspricht er den „Turbo“. Das Vorsegel des „leistungsstarken Wohnzimmers im Freien“ verspreche „müheloses, stabiles und ruhiges Segeln“. Damit ist die Zeilrichtung klar: Im Zweifel mehr „for the People“ als Performance. Und das „im besten J/Boots-Cockpit aller Zeiten“.___STEADY_PAYWALL___
Und „keep it simple“ gilt auch für das Rollreffsystem der Fock. Das Konzept des J/9-Designs setzt sich auch hier bei der Segelausrüstung fort. So wird auf Fockroller unter Deck verzichtet. Diese sähen zwar gut aus. Aber bei dem hochwertigen Rollreff über Deck (es kommt von Harken) sparten die Konstrukteure Gewicht sowie Kosten. Auch die vereinfachte Wartung und weniger Reibung führt die Werft für ihre Lösung ins Feld.
Vielversprechend im Test
Der Stapellauf des ersten neuen J/9-Daysailers fand in Stanley’s Boatyard in Barrington auf Rhode Island statt. Und inzwischen ist die Neue von der Werft ausführlich getestet worden. Zu erfahren ist, dass das Aufriggen, Anbringen der Blöcke und des laufenden Guts weniger Zeit in Anspruch nahm als das Aufriggen einer J/22.
Das spricht für die Einfachheit des neuesten Designs vom Reißbrett des J-Designteams. Man schien Spaß gehabt zu haben nach den ersten Testschlägen auf der Narragansett Bay Mitte Mai. Mit den Konstrukteuren an Bord starteten die ersten Tests und die Auslieferung von Barrington nach Bristol, das ebenfalls in Rhode Island gelegen ist.
Dabei funktionierte der elektrische Pod-Antrieb von Torqeedo mit Faltpropeller sehr überzeugend und trieb den leichtgängigen Rumpf auf bis zu 6,5 Knoten.
Jeff Johnstone beim ausführlichen Test © Werft
Großsegel und Fock ließen sich effektiv trimmen. Bei etwa 8 bis 10 Knoten Wind war die J/Boats J/9 mit gut 7 Knoten Geschwindigkeit bei Wendewinkeln um 77 Grad unterwegs.
Auch auf ihrem ersten Langstreckentest von Bristol Harbor nach Newport Harbor wusste die J/9 zu überzeugen. In drei Stunden wurde die 16,1 Seemeilen lange Strecke bei durchschnittlich gut 4 Beaufort Wind und gegen eine 0,5 bis 1,0 Knoten starke Strömung bewältigt.
Ein wichtiger Faktor für die hohe Stabilität der J/9 ist der L-förmige Kiel. Mit seinem keilförmigen Wulst besitzt er ein niedriges „VCG“ (Vertical Center of Gravity). Gemeint ist, wie hoch der Schwerpunkt im Kiel selbst ist. Ein Kiel mit mehr Blei weiter unten (wie bei einer Birne) hat – vorausgesetzt, alles andere ist gleich – einen niedrigeren VCG.
Die J/9 besitz ein niedriges Vertical Center of Gravity © Werft
Das sorgt – bei mehr Tiefgang im Vergleich zu konventionellen Kielen – für die nötige Stabilität. Im Standard liegt der Tiefgang bei 1,49 Metern, mit dem optionalen Variante, die lediglich 1,19 Meter tief geht, lassen sich noch flachere Gewässer besegeln.
Technische Daten J/Boats J/9
Konstrukteur | R. Alan Johnston | |
Länge | 8,45 m | |
Länge Wasserlinie | 7,75 m | |
Breite | 2,63 m | |
Tiefgang | 1,49 m, alternativ 1,19 m | |
Gewicht | 1,93 Tonnen | |
Segelfläche am Wind (mit Genua) | 41,7 qm | |
Motorisierung (Option) | Pod-Elektromotor von Torqeedo oder Diesel-Innenborder |
Europa muss warten
America first? Das gilt auch für den Vertrieb. Das neue Modell wird zunächst nur in der Werft in den USA gebaut. Das heißt für den europäischen Markt, dass eine Fertigung bei der Lizenzproduktion von J/Boats im Westen Frankreichs aktuell noch nicht vorgesehen ist. Dabei könnten Interessierte gerade jetzt von einem attraktiven Welchselkurs profitieren.
Der gegenwärtig angeführte Grundpreis von 106.000 US-Dollar entspräche einem deutschen Kaufpreis von rund 89.000 Euro – die Mehrwertsteuer inklusive. Die Vertriebspartner von J/Boats in Deutschland bei der Mittelmann’s Werft in Kappeln ermitteln, so heißt es auf Anfrage von float, derzeit die bestmöglichen und günstigsten Transportwege für den Daycruiser von Übersee nach Europa.
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